Tribe Stories // Pitz Alpine Glacier Trail

Tribe Stories // Pitz Alpine Glacier Trail

Wir bei Ryzon leben und lieben Sport. Aktivität. Natur. Stecken voller Energie. Kein Wunder also, dass das aus dem ein oder anderen Meeting schnell mal ein Spaziergang, eine Ausfahrt oder ein gemeinsames Fußballmatch wird. Und wie jede gute Mannschaft sind auch wir ein Team, das sich gegenseitig unterstützt, ein gemeinsames Ziel verfolgt und vor allem, das gerne Zeit miteinander verbringt.
Dank der 32 Stunden, dir wir aktuell in unserem Team testen, bleibt genügend Zeit, einen Ausgleich zu konzentrierten Arbeitsphasen zu finden oder gemeinsam mit dem „Tribe“ neues zu erleben. Wie ein paar der kölschen Ryzon Mädels, beim Pitz Alpine Glacier Trail, einem Trail Running Event in Tirol gelandet sind und trotz einiger Höhenmeter das Trail-Running für sich entdeckt haben, erzählen Marie und Elisa aus dem Ryzon Tribe.


Elisa (30km)
Laufen – mein Favorit unter den gleich drei Lieblingssportarten Schwimmen, Laufen und Radfahren aller Triathlet:innen dieser Welt. Doch was passiert, wenn man einen Haufen von genau diesen Sportlerinnen, die noch dazu im Kölner Flachland zu Hause sind, zu einem Glacier Alpine Trailrun auf einen Dreitausender in Österreich schickt?
Richtig, die halbe Mannschaft fasst sich erschrocken an den Kopf und sagt „Waaas, wollt ihr das wirklich machen, wer ist denn auf die Idee gekommen?“


Aus einer Schnapsidee im letzten Sommer wurde gegen Ende letzten Jahres ernst und wir haben uns mit acht Mädels dazu entschieden, dass Projekt „Ryzon goes Pitztal Alpine Glacier Trail“ in Angriff zu nehmen. Darunter zwei von uns (unter anderem ich), die die super Idee hatten direkt 30km über Stock und Stein zu laufen, da wir langsam „auf längere Wettkämpfe übergehen wollen“ (alle Triathlet:innen kennen den Satz – ich bin zuvor jedoch niemals über 22km gelaufen und die wenigen langen Strecken kann ich bis heute an einer Hand abzählen).
Die Vorstellungen damals: wir machen gemeinsam viele lange Vorbereitungsläufe, fahren ins Siebengebirge um auf Trails zu trainieren und der wichtigste aller Punkte, wir haben ja noch ewig Zeit bis August 2021. Pustekuchen! Der Sommer rückte näher und nahezu alle von uns mussten feststellen, dass die Zeit dann doch etwas schneller verging als erwartet und wir zwar unser gewohntes Triathlon-Training absolviert haben, jedoch so ziemlich keinen einzigen Höhenmeter gelaufen sind.

Daher starteten wir Mitte Juni dann doch noch einige Versuche, ein paar der gefürchteten Höhenmeter im Training zu sammeln und liefen das Jahndenkmal (der einzige „Berg“ Kölles) gefühlte tausendmal hoch und runter (kleiner Spoiler: ca. 10-mal Jahndenkmal hoch und runter ergeben lediglich ca. 120hm – es blieb also spannend). Anfang August war es dann endlich soweit und wir starteten die Fahrt ins Pitztal. Direkt am nächsten Tag war Startnummernausgabe und Voraktivierung mit Bergluftschnuppern angesagt, was die Nervosität bei allen deutlich steigen ließ.
Als der Tag aller Tage, Samstag der 07.08., dann endlich gekommen war, stellte ich fest, dass ich mit Anna Hahner und Co. im Elitefeld des Laufes – dank meiner Zielzeitangabe im vergangenen Jahr – an der Startlinie stehen durfte. Jetzt wünschte ich mir insgeheim doch mein gewohntes Umfeld zurück und betete, dass es sich noch um einen Triathlon handelt, den ich gleich starten werde. Leider nein, leider gar nicht: der Startschuss fiel und ich lief den ersten Kilometer (nächster Spoiler: jedoch wirklich auch nur diesen einen ersten Kilometer) gemeinsam mit den Elite-Läuferinnen los. Danach ging es für alle direkt in den ersten Anstieg rein, was für mich hieß: Zähne zusammenbeißen und fest daran glauben, dass der unsagbare Wadenschmerz irgendwann nachlassen und sich der gesamte Aufstieg mit dem ersten Blick auf den Riffelsee lohnen und alles vergessen sein wird. So war es dann auch. Den ersten Anstieg noch in den Beinen, ging es hoch euphorisiert durch die einzige Passage mit Zuschauern zum Riffelsee hinab und danach auf einigen etwas „flacheren“ Passagen weiter bis die nächsten Anstiege (ich habe irgendwann aufgehört zu zählen) kamen. Sogar einige Klettersteigpassagen mit Seil waren für uns 30km Läufer:innen dabei, welche mir im Vorfeld durchaus große Angst bereitetet haben, während des Laufens jedoch dank ausreichend Adrenalin in den Venen doch nicht allzu schlimm waren. Über die 30km hinweg habe ich immer wieder neue kurzzeitige Läufer:innenfreundschaften geschlossen, die sich durch das unterschiedliche Lauftempo ergaben und mir bis heute im Kopf geblieben sind. Die kameradschaftliche Atmosphäre, nette Gespräche, gemeinsames bergauf- und bergablaufen in atemberaubender Natur setzt innerliche Kräfte und Willensstärke frei, welche ich so selten zuvor erleben durfte! Trotz allen positiven Gefühlen kam mir ein etwas unguter Gedanke doch immer wieder in den Sinn: durchhalten bis Kilometer 20! Unbedingt! Denn, ab dann geht es bergab und du musst es „nur noch“ rollen lassen! Genau so war es dann auch. Die letzte „Klippe“ (Entschuldigung für den nicht Trailrun Fachjargon) überwunden, sah ich endlich den etwas breiteren Schotterweg, der es möglich machte, endlich wieder etwas mehr auf Tempo zu kommen als in den doch oftmals sehr schmalen und felsigen Trails. Über diesen trugen mich meine Beine zum Glück nahezu krampffrei die letzten acht Kilometer mit dem Gedankenmantra: "gleich ist es geschafft; denk an den Moment danach; denk an die Glückgefühle danach; denk daran, wie stolz du auf dich sein kannst, wenn du es geschafft hast; dies ist dein längster Lauf bisher; du schaffst das" ins Ziel. Ich habe es geschafft und konnte es selbst kaum glauben!

Es fiel schlagartig jegliche Anspannung von mir ab, von der ich zuvor nicht einmal genau wusste, dass sie doch so präsent war.
Ich durfte ein überwältigendes Gefühl der Freude in diesem Moment erleben. Und das auch noch gemeinsam mit den tollsten Mädels dieser Welt, die direkt zwei Meter entfernt auf mich warteten und mich lauthals jubelnd im Ziel empfingen! Das ist das allerbeste Gefühl! Kurze Zeit konnte ich den Moment genießen, doch dann urplötzlich ein ganz anderes Gefühl: Durst, Wasser, Zucker – und das am besten schnell!  Jetzt nahm die Freude über die Zielverpflegung und endlich in Ruhe etwas trinken zu können überhand und ich musste erst einmal alle Speicher auffüllen, bevor ich die gesamte Kulisse und den Zieleinlauf weiter genießen konnte. Auch meine Lauffreundschaftspartner:innen, die ich auf der Strecke gefunden habe, sah ich im Ziel noch einmal und hielt mit allen ein kurzes Pläuschen. Auch die Anstrengung in meinen Beinen spürte ich die ersten Stunden direkt nach dem Lauf nicht allzu dolle, so dass ich mit Ziel-Cola im Magen die nächsten Stunden erst noch einmal wahnsinnig aufdrehte. Doch der Hammer kam am nächsten Tag mit voller Wucht und der Muskelkater versprach auch erst einmal zu bleiben und sich nicht ganz so schnell zu verziehen. Am zweiten Tag manifestierte sich genau dieses Gefühl und Zack, da war er und blieb: der Muskelkater meines Lebens – über eine ganze Woche hinweg!
Doch selbst dieser kann im Nachgang doch nicht ganz so schlimm gewesen sein, da wir uns einen Tag später in unserem gemütlichen Achtbettzimmer mit Jugendherbergsfeeling dazu entschlossen, uns direkt den nächsten Trailrun Wettkampf auszusuchen und am liebsten alle möglichen Menschen dieser Welt dazu überreden würden, sich auch anzumelden, um diese unglaubliche Gefühlsachterbahn und Erfahrung ebenfalls zu machen! Abschließend bin ich mit meiner Zeit und dem Gesamtplatz 7 der Frauen inklusive Elitefeld sehr zufrieden und kann jetzt behaupten: auch Triathlet:innen können Trails laufen – wenn auch etwas langsamer und vorsichtiger (vor allem bergab), dafür aber eventuell mit umso mehr Freude und Spaß an der Sache!


Marie (16km)
Laufen ist für mich der einfachste Weg, um abzuschalten und für ein paar wenige Minuten den ganzen Alltagsstress liegen zu lassen. Aber durch das Laufen kann ich auch neue Energie sammeln, Kraft tanken und die besten Ideen entstehen beim Laufen. Zum Laufen kam ich während meines Studiums. Ich habe im Prinzip meine Bachelorarbeit während des Laufes verfasst. Je länger der Lauf desto kreativer wurde ich und auf einmal konnte ich die Sätze ganz einfach formulieren. Den Bachelor habe ich lange abgeschlossen, das Laufen habe ich beibehalten.
Doch wie kommt man als Hobby Läuferin, die die Berge nur vom Skifahren im Winter kennt, dazu acht Stunden lang mit dem Auto von Köln ins Pitztal zu fahren, um freiwillig 16 km und 850 hm zu rennen?
Die Antwort: Ich wusste nicht so genau, wofür ich mich da anmelde.
Ich habe einfach nur gehört, dass noch drei weitere Mädels von Ryzon starten werden. Kurz gecheckt, ob ich das Wochenende freihabe und dann einfach gesagt, alles klar ich komme mit, ohne zu wissen, was ich da überhaupt machen werde.
Die erste Frage am Anreisetag lautete: Habt ihr trainiert hierfür? Allgemeine Antwort war: Ja, also ich war ein paar Mal laufen aber sonst nicht wirklich.
Naja, also sind wir alle perfekt vorbereitet gewesen.
So richtig in Form habe ich mich nicht gefühlt, aber ich hatte einfach nur Lust. Lust endlich wieder einen Wettkampf zu haben und Lust auf die Aufregung und die Stimmung bei solchen Events. Ich hatte keine Erwartungen und habe mir auch kein Zeit Ziel gesetzt, sondern hab mir vorgenommen einfach den Lauf zu genießen und Spaß zu haben.
Als ich dann am Samstagmorgen ganz vorne an der Startlinie stand war die Nervosität schon sehr hoch. Doch schon nach den ersten Metern war ich komplett in meinem Element. Die ersten 600 hm lagen auf den ersten Kilometern und vor dem Anstieg hatte ich am meisten Respekt. Also habe ich mir meine Kräfte schön eingeteilt. Trotzdem war ich heilfroh als ich kurz vor Ende des Anstieges Nils, unseren Fotografen gesehen habe, denn da wusste ich, ich habe den schlimmsten Teil der Strecke überlebt – zumindest dachte ich das zu diesem Moment.
Nachdem wir den Riffelsee umrundet hatten, ging es bergab. Zunächst habe ich noch den wunderschönen Ausblick genossen und einfach “rollen lassen”. Doch schnell habe ich gemerkt, dass auch bergab gar nicht so ohne ist.
Meine Gedanken haben gekreist um, die Sorge umzuknicken oder links neben mir den Abhang runterzufallen. Gleichzeitig wollte ich auch keine Zeit verlieren, denn ich wusste das ich gut unterwegs bin.
Augen zu und durch. Sowas hätte ich mal üben sollen.
Sturzfrei unten angekommen führte ein breiter Schotterweg die letzten Kilometer zum Ziel. Hier konnten wir dann nochmal richtig Gas geben. Irgendwann habe ich auf meine Uhr geschaut und gesehen, dass ich es schaffen kann unter 2 Stunden 30 ins Ziel zu kommen.
Da hat mich der Ehrgeiz gepackt: das hieße, ich hätte eine Möglichkeit auf die Top Ten.
Die Endorphine in mir sind immer mehr gestiegen und als ich die Ziellinie überschritten habe stand auf meiner Uhr eine Zeit von 2 Stunden 27 Minuten! Geschafft!!!
Nur eine unserer Mädels-Truppe hatte es vor mir ins Ziel geschafft und umarmte mich.
Ich war völlig überwältigt. Für die Top Ten hat es dann doch nicht ganz gereicht, aber nicht destotrotz war ich selten so glücklich wie nach diesem Lauf.
Jetzt hieß es noch kurz warten bis die anderen kommen. Als alle da waren ist die Erleichterung in jedem einzelnen Gesicht mehr als sichtbar gewesen.
Nach dem die Anspannung und das Adrenalin langsam weg war, sehnten wir uns alle nur noch nach Erholung. Die Beine waren schwer und so langsam wurde mir bewusst, dass ich vermutlich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens haben werde. Und so war es auch!
Aber es hat sich gelohnt. Entstanden aus einer Schnapsidee sind wir alle zu Trailrunning Fans geworden. Das bedeutet: nächstes Jahr richtig trainieren und dann warten die 32km auf mich.
Aber egal, welche Distanz. Eins ist klar: das wird nicht mein letzter Trail-Run gewesen sein.

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